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Female Leadership Skills

Intelligente Frauen bringen neben der Fachkompetenz noch etwas anderes mit in die Führungsebene. Etwas, was wir dringend brauchen: Female Leadership Skills.

Female Leadership Skills sind gefragter denn je

«Ob im Sport, in der Politik oder in der Wirtschaft, die besten Führungskräfte sind meistens bescheiden – und sei es aufgrund der Natur oder der Erziehung: Bescheidenheit ist ein viel häufigeres Merkmal bei Frauen als bei Männern», sagt Tomas Chamorro-Premuzic in einem Artikel in der Harvard Business Review.¹

Bescheidenheit ist jedoch nur eine von vielen Eigenschaften, die aktuell in vielen Kadern fehlt und dringend benötigt wird. Während im Karriereverlauf häufig Leistungen gemessen werden, die auf Durchsetzungsvermögen und Argumentationskraft beruhen, werden die sogenannten Soft Skills kaum gewichtet oder lediglich als Nice to Have betrachtet.

Bereits vor acht Jahren hat die Harvard Business Review Führungskräfte mittels 360°-Feedback evaluiert. Teammitglieder, Kolleg:innen und Vorgesetzte bewerteten die Führungspersonen in den 16 wichtigsten Leadership-Kompetenzen. Dabei kam heraus, dass Frauen...

  • sich besser und proaktiver weiterentwickeln,
  • mehr Initiative ergreifen,
  • zielgerichteter arbeiten,
  • besser darin sind, Beziehungen aufzubauen,
  • besser darin sind, andere zu inspirieren und motivieren.²

Auch in dieser Liste kommen Fähigkeiten zum Tragen, die von Soft Skills wie Empathie und Feingefühl geprägt sind. Es sind die sogenannten Female Leadership Skills, die Organisationen jetzt brauchen.

Das Berufsleben hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Arbeitnehmende wollen einen Sinn hinter ihrer Arbeit sehen und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Arbeitgebende erwarten von ihren Mitarbeitenden eine agile Arbeitsweise, die durch Flexibilität, Vernetzung und Teamarbeit erreicht wird. Um dies zu ermöglichen, fordern sowohl Millennials als auch Unternehmen selbst von ihren Führungskräften, dass sie nicht hierarchisch autoritär agieren, sondern das Unternehmen mit Empathie, Inspiration, Motivation und Feingefühl führen.

Wie kommen wir dorthin?

Wieso sind diese Female Leadership Skills noch nicht ausreichend in den Führungsebenen vertreten? Tomas Chamorro-Premuzic erklärt dazu: *"In my view, the main reason for the uneven management sex ratio is our inability to discern between confidence and competence."*³ Wir tendieren also dazu, uns mit Menschen zu umgeben, die uns ähneln. Führungspositionen werden von Männern oft an Männer vergeben. Nicht selten gewöhnen sich Frauen ebenso wie Männer eine härtere Umgangsweise an, um in ihrer Karriere weiterzukommen. Wir von HR Campus wünschen uns jedoch, dass Teams und Organisationen von Frauen und Männern mit ausgeprägten Soft Skills geführt werden. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht, was Unternehmen und Frauen tun können, damit die wertvollen Female Leadership Skills stärker genutzt werden.

Dominante Verhaltensweisen ändern

Soft Skills sollten auf allen Stufen mehr geschätzt, gefördert und gewertet werden. Es geht nicht nur darum, Leistungen zu messen, sondern auch den Umgang mit anderen Mitarbeitenden oder die Herangehensweise bei Projekten zu berücksichtigen. Auf diese Weise können potenzielle Führungskräfte mit den benötigten Fähigkeiten früh erkannt und gezielt gefördert werden.

Dominante Verhaltensweisen sollten hinterfragt und angepasst werden. Hier einige Denkanstösse dazu:

  • Pflege eine empathische Leadership-Kultur: Hinterfrage den Bias zwischen Female Leadership Skills und traditionell männlichen Führungsstilen und schaffe Raum für Empathie und Feingefühl.
  • Führe eine «Nicht unterbrechen»-Regel ein: Männer unterbrechen Frauen häufiger als umgekehrt. Sorge dafür, dass alle einander ausreden lassen und die Meinungen sowie Ideen anderer respektieren, bevor sie verworfen oder kritisiert werden.
  • Korrigiere unbewusste Voreingenommenheit: Arbeite daran, Vorurteile gegenüber Männern und Frauen aktiv zu erkennen und zu korrigieren.
  • Biete Chancen zum Lernen und Wachsen: Ermutige insbesondere weniger dominante Mitarbeitende, Herausforderungen anzunehmen, und biete Mentoring-Programme an.
  • Sorge für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Unterstütze Mitarbeitende in allen Positionen dabei, Familie und Berufsleben zu vereinen. Lobe Frauen (und Männer), die den Spagat zwischen Arbeit und Familie meistern, anstatt ihre Abwesenheit bei Abendveranstaltungen zu kritisieren.

Mehr Empathie, mehr Inspiration

Frauen können sich gegenseitig unterstützen, Female Leadership Skills in die Führungsebenen zu bringen. Ermutigt einander und macht den Weg leichter für eure Nachfolgerinnen. Wenn eure Kollegin in einem Meeting eine gute Idee anbringt, unterstützt diese. Je mehr Frauen in einem Meeting sitzen, desto mehr trauen sie sich, wertvolle Inputs zu geben. Je mehr Frauen in der Führungsebene arbeiten, desto eher trauen sich andere Frauen, eine Bewerbung einzureichen. Schlagt eure Kolleginnen für offene Positionen vor und vernetzt euch unternehmensübergreifend.

Doch nicht nur die gegenseitige Unterstützung hilft: Frauen wie auch Männer können sich selber stärken, indem sie selbstbewusst und überlegt auftreten. Fühlt ihr euch unwohl, in Meetings zu sprechen, kann ein Durchsetzungs-Training helfen. Probiert aber nicht, das Verhalten von dominanten Mitarbeitenden zu imitieren, sondern adressiert dieses, wenn es nicht angebracht ist. Wir von HR Campus bitten euch: Gewöhnt euch nicht eine Ellbogenmentalität an, sondern bewahrt die wertvollen Female Leadership Skills, die wir so dringend brauchen.


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