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Fachartikel

Aus dem Heime & Spitäler

Solina setzt auf Employee Experience

Unternehmen im Gesundheitswesen sind besonders stark von Personalmangel und einer hohen Austrittsquote betroffen. Für die Stärkung der Mitarbeitendenbindung und die Gewinnung von neuen Mitarbeitenden gibt es viele Ansätze. Einfallslose Benefits alleine genügen aber nicht. Die Stiftung Solina setzt voll auf die Karte «Employee Experience» und hat gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein Arbeitserlebnis-Versprechen entwickelt und dieses durch konkrete Massnahmen greifbar gemacht.

Etwas verspätet erscheint Jana zum Nachtessen mit ihren Freund:innen. Mit im Gepäck die Erlebnisse der ersten Arbeitswoche beim neuen Arbeitgeber. Sie arbeitet in der IT-Branche und programmiert Tools, die den Berufsalltag erleichtern sollen – so zumindest das Versprechen. Ihre Freund:innen sind begeistert von Janas Erzählungen: Die Rutschbahn beim Eingang, das zur Verfügung gestellte Fitnesscenter und der kostenlose vegane Snack lassen den Traum des perfekten Arbeitsorts in den Köpfen entstehen.

Nur Leon bleibt skeptisch. «Alles schön und gut», meint er. Er habe sich bei seinem Arbeitgeber anfangs auch von gut inszenierten Nettigkeiten blenden lassen. Er schätze diese Möglichkeiten zwar nach wie vor, aber diese allein seien noch kein Erkennungsmerkmal eines guten Arbeitgebers.

Personalmangel als Treiber

Was macht einen guten Arbeitgeber aus?

Eine Frage, die im Gesundheitswesen immer mehr auf die Prioritätenliste der Geschäftsleitungen rückt. Bis 2030 werden zusätzlich 65'000 Pflegende benötigt, um eine gute Qualität der Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung sicherzustellen. 61 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung hat im Herbst 2021 mit einem klaren «Ja» zur Pflegeinitiative signalisiert, dass dringend gehandelt werden muss. Mit diesem Entscheid wurden die fehlenden Nachwuchskräfte und die hohe Austrittsquote als tickende Zeitbombe erkannt. Nun liegt es am Bundesrat, einen Vorschlag für die Umsetzung der Initiative auszuarbeiten. Doch für viele Institutionen dauert dieser Prozess zu lange, da der Personalmangel akut ist. Einige Arbeitgeber im Gesundheitswesen greifen deshalb auf die vermeintlichen Erfolgsrezepte aus der boomenden Technologiebranche zurück, die für viele Arbeitnehmende als besonders attraktiv gilt.

Im Wettbewerb um Talente ist im Gesundheitswesen eine Copy-Paste-Mentalität erkennbar. Doch mit einer Rutschbahn oder einem Flipperkasten allein ist es nicht getan. Es braucht innovative und nachhaltige Lösungen, um im Wettbewerb um Gesundheitsfachkräfte bestehen zu können.

Das Erlebnis der Mitarbeitenden im Fokus

Das Arbeitserlebnis wird in der Fachliteratur in drei Dimensionen unterteilt (siehe Graphik unten). Ein dominanter Fokus wird oft auf die kulturelle Dimension gelegt, die sich im Verhalten der Mitarbeitenden untereinander widerspiegelt (zum Beispiel das Feedback nach einer gemeinsam erledigten Aufgabe). Immer mehr prägt aber auch die technologische Dimension die Arbeitserfahrung der Mitarbeitenden und entscheidet darüber, ob ein Arbeitgeber als innovativ wahrgenommen wird (zum Beispiel der komplett digitalisierte und reibungslos funktionierende Bewerbungsprozess). Nicht zu vergessen ist die physische Arbeitsumgebung als dritte Dimension. Sie beeinflusst wesentlich, ob sich Mitarbeitende an einem Arbeitsort wohlfühlen. Mach selbst den Test: Wäre es dir wichtig und würdest du stolz sein, deinen Arbeitsort deinen Freund:innen zu zeigen?

Ein Investment in die kulturelle, technologische und physische Umgebung der Mitarbeitenden bedeutet ein klares «JA» zu einem Ort, an dem Menschen gerne tätig sind.

Solina setzt auf Employee Experience

Die Stiftung Solina, eine der führenden Institutionen der stationären Langzeitpflege im Kanton Bern, hat sich zum Ziel gesetzt, das Arbeitserlebnis proaktiv auf frische sowie authentische Weise zu gestalten. Im vergangenen Jahr befasste sie sich intensiv mit folgender Frage: «Was verbindet uns bei Solina und macht uns einzigartig?» Und wer könnte die DNA der Unternehmung besser schildern als die Protagonist:innen, die Mitarbeitenden der Pflege, selbst?

Gesagt, getan: Eine diversifizierte Arbeitsgruppe mit Pflegefachpersonen aus unterschiedlichen Hierarchiestufen wurde ins Leben gerufen. In Begleitung von HR Campus wurden das Solina Arbeitserlebnis und die Wünsche an eine attraktive Arbeitgeber:in mit verschiedenen Methoden erforscht. Unter anderem kamen Lego-Steine und persönliche Anekdoten als Hilfsmittel zum Einsatz.

Es wäre falsch und nicht repräsentativ, aufgrund der gesammelten Ergebnisse von Einzelstimmen Rückschlüsse auf die gesamte Belegschaft zu ziehen. Deshalb wurden die formulierten Thesen, die das Verbindende und Einzigartige bei Solina wiedergaben, mittels einer Umfrage bei weiteren Pflegefachpersonen im Unternehmen validiert und präzisiert. Da Führungspersonen eine Schlüsselrolle im Thema Arbeitserlebnis einnehmen, wurde abschliessend das Commitment des Kaders eingeholt.

Als Ergebnis dieses Prozesses wurden die Schlüsselmomente entlang der Employee Journey definiert (beispielsweise die erste Arbeitswoche oder Erlebnisse mit Bewohner:innen). Diese Schlüsselmomente werden nun in einem Nachfolgeprojekt ausgestaltet. Zudem wurden sechs Versprechen definiert, die zeigen, was die Mitarbeitenden bei Solina erwarten dürfen. Eines der Versprechen lautet:

 

Moderner Arbeitsplatz: Solina bietet dir einen vielseitigen Arbeitsplatz mit individuellen Rückzugsmöglichkeiten, fortschrittlichen Arbeitszeitmodellen und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. 

 

Oft bildet eines dieser definierten Versprechen die Grundlage für das Marketing Team, um mit der Arbeitgebermarke («Employer Brand») auf der Karriereseite neue Talente zu gewinnen. Die Kreation einer Arbeitgebermarke allein genügt jedoch nicht, denn leere Versprechen zahlen sich bekanntlich nicht aus. Auch wenn in einer Value Proposition eines Brands durchaus Ambitionen erkennbar sein dürfen, sollte das angepriesene Werteversprechen stets der Realität entsprechen.

Aus diesem Grund hat sich Solina entschieden, für alle sechs Versprechen jeweils mindestens drei konkrete Umsetzungsmassnahmen zu definieren. Diese sollen die Grundlage für die spätere Messbarkeit des Arbeitserlebnisses mit technologischer Unterstützung bilden. Im Falle des Versprechens «Moderner Arbeitsplatz» hat Solina folgende Massnahmen festgelegt:

  • Wir bieten eine moderne Infrastruktur, attraktive Begegnungszonen, komfortable Garderoben und grosszügige Personalräume sowie Möglichkeiten für ruhiges Arbeiten.
  • Individuelle Wünsche können bei der Erstellung der Einsatzpläne eingebracht werden und werden, wo möglich, berücksichtigt.
  • Bei uns besteht die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit oder zu einer Pensumsveränderung, natürlich jeweils in Absprache mit den Führungspersonen.

Die Verantwortung für ein positives Arbeitserlebnis allein der Personalabteilung zu überlassen, wäre zu einfach und wenig erfolgversprechend. Das Management, die Führungspersonen, aber vor allem auch die Mitarbeitenden selbst müssen von Anfang an in den Gestaltungs- und Umsetzungsprozess einbezogen werden.

Messbarkeit dank technologischer Unterstützung

In einem nächsten Schritt wird Solina nun gemeinsam mit HR Campus und einem Technologie-Unternehmen prüfen, wie die Arbeitserlebnis-Versprechen und die Erfahrungen der Solina Mitarbeitenden mit den Schlüsselmomenten digital mess- und abbildbar gemacht werden können.

Ein Beispiel für die nachhaltige Umsetzung der Versprechen: Das Arbeitserlebnis wird mittels Puls-Umfragen kontinuierlich sichtbar gemacht. Dank dieser anonymen, digitalen Erhebungen kommen ehrliche Rückmeldungen zusammen. Die Ergebnisse werden in Form eines Cockpits beziehungsweise Dashboards den Führungspersonen digital zur Verfügung gestellt. In bestehenden Gefässen, wie beispielsweise Team Meetings, werden die Resultate besprochen und Massnahmen zur Verbesserung abgeleitet. Ganz nach dem Motto: «Zuhören, Verstehen und Handeln».


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