Wie das HR Teil der Lösung werden kann.
Der Klimawandel ist omnipräsent, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst und zehntausende Jugendliche gehen für einen Systemwandel auf die Strasse. Mit diesem Einstieg wollen wir nicht auf die Klimakrise aufmerksam machen, sondern auf die demonstrierenden Jugendlichen – unsere zukünftigen Arbeitskräfte.
Uns erwartet eine Generation, die sich Gedanken über die Umwelt macht, sich mit der Zukunft auseinandersetzt und von ihren Arbeitgebern erwartet, Verantwortung zu übernehmen. Genau hier kann das HR ansetzen: Nimmt ein Unternehmen diese Verantwortung wahr und ergreift Massnahmen, wird es einerseits Teil der Lösung und verschafft sich andererseits einen Vorteil auf dem Stellenmarkt. Denn während einige Unternehmen Mühe haben, qualifiziertes Personal zu finden, scheinen Jobs in Non-Profit- und Umweltorganisationen immer beliebter zu werden.
Bei einer Studie von Ipsos MORI stimmten 74 % der Befragten folgender Aussage zu: «Wenn ich über den Beitrag eines Unternehmens für Gesellschaft und Umwelt höre, würde ich den Worten einer Person, die im Unternehmen gearbeitet hat, mehr vertrauen als einer Anzeige oder Broschüre»1. Gemäss derselben Studie bewerten 75 % der Mitarbeitenden, die überzeugt sind, dass ihr Arbeitgeber genügend Verantwortung übernimmt, ihr Engagement fürs Unternehmen als hoch. Als Vergleich: Von jenen Befragten, die kein Verantwortungsgefühl bei ihrem Arbeitgeber spüren, bewerten nur 49 % ihr Engagement als hoch.
Will sich ein Unternehmen als nachhaltig positionieren, dann sollten die Massnahmen einerseits echt und glaubwürdig sein, andererseits von den Mitarbeitenden wahrgenommen und geschätzt werden. Sie müssen deshalb strategisch und abteilungsübergreifend angegangen werden.
In unserer eigenen Strategiesitzung haben wir uns Andockstellen für nachhaltige Massnahmen überlegt, die vom HR beeinflusst werden können. Einige davon stellen wir gerne nachfolgend vor:
Mitarbeitenden kann der Anreiz gegeben werden, nachhaltige Verkehrsmittel zu nutzen: Zugfahrten könnten als Arbeitszeit gelten, während Flugreisen als Freizeit verbucht werden sollen. Der CO2-Ausstoss von Flügen kann zudem auf der Webseite www.myclimate.ch kompensiert werden.
Mitarbeitenden mit längeren Arbeitswegen können Homeoffice-Tage ermöglicht werden. Mitarbeitenden mit kürzeren Arbeitswegen kann das Radfahren schmackhaft gemacht werden, zum Beispiel mit einem Bike to Work Scheme, wie es in England landesweit umgesetzt wurde oder auch mit einer Teilnahme bei der Bike to Work Aktion verbunden mit einem Veloreparaturangebot vor Ort.
Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, sich selbst für ein Projekt ihrer Wahl einzusetzen, zum Beispiel mit einem bezahlten Volunteering-Day pro Jahr.
Wir empfehlen einen ausgeglichenen Mix zwischen Massnahmen, bei denen das Unternehmen auf das Mitmachen der Mitarbeitenden angewiesen ist und solchen, die das Unternehmen selbstständig umsetzen kann, wie z.B. die Früchteschale mit lokalen Produkten füllen oder nachhaltige und biologische Reinigungsmittel und Getränke anbieten. Schliesslich soll das Thema nicht auf die Mitarbeitenden abgewälzt, sondern gemeinsam angegangen werden.
Es gibt verschiedene Methoden, wie die Mitarbeitenden zum Mitmachen motiviert werden können: Auf jeden Fall sollten die Mitarbeitenden über die Gründe für die Massnahmen aufgeklärt werden. Sie sollten die Möglichkeit haben, die Massnahmen zu hinterfragen und/oder, noch besser, selbst mitzugestalten. Mitmachen möchte man nur, wenn man den Sinn dahinter sieht.
Wenn die Akzeptanz für die Massnahmen da ist, können diese durch Nudging weiter gefördert werden. Wenn z.B. jemand einen Flug buchen möchte, könnte ein Pop-Up-Fenster informieren, dass 80 % der Mitarbeitenden für die gleiche Strecke den Zug nutzen. Dies animiert andere, es der Mehrheit gleich zu tun. Mehr Informationen zu Nudging im HR finden Sie hier.
Damit die Nachhaltigkeitsstrategie keine negativen Wirkungen hat, empfehlen wir, bei der Entwicklung der Massnahmen einige Punkte zu beachten:
Inspirieren statt verbieten oder verurteilen: Flugreisen nicht gänzlich verbieten, sondern Zugreisen belohnen.
Auf kostensparende Massnahmen verzichten: Weihnachtskarten nicht unter dem Vorwand der Nachhaltigkeit ersatzlos abschaffen, sondern stattdessen ein Klimaschutz-Projekt unterstützen.
Sicherstellen, dass Massnahmen auch wirklich nachhaltig sind:
Auch wir stehen im Thema «Green HR» noch in den Kinderschuhen. Wir glauben aber, es ist unabdingbar, sich im HR mit dem Thema Nachhaltigkeit und der Klimakrise zu beschäftigen, um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden. Wir sind gespannt auf Eure Gedanken und Ideen und freuen uns auf den Diskurs zum Thema «Green HR».
1 https://www.ipsos.com/sites/default/files/publication/1970-01/loyalty-erm-engaging-employees-through-corporate-responsibility.pdf
2 https://www.stellenwerk.de/magazin/jobsuche/arbeiten-bei-ngos-hilfsorganisationen-co-dein-job-fuer-einen-guten-zweck
Publiziert am: 23. April 2020