Mütter in Führungspositionen


Mütter in Führungspositionen

Zwei teilzeitarbeitende Mütter bei HR Campus berichten über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Mütter in Führungspositionen

Das Thema Gleichstellung am Arbeitsplatz beschäftigt Arbeitnehmer schon lange. Erst kürzlich stimmte auch der Nationalrat für die Frauenquote, weil die Unternehmen den langjährigen Forderungen, mehr Frauen in Verwaltungsräten und Führungspositionen zu beschäftigen, immer noch nicht gerecht geworden sind. Doch woran liegt das? Warum gibt es immer noch so wenig Frauen in Führungspositionen?

Es gibt viele Gründe. Mütter brauchen mehr Flexibilität, sie müssen einerseits Teilzeit und andererseits auch von zu Hause aus arbeiten können. In Notfällen, zum Beispiel, wenn ein Kind krank wird, ist es wichtig, einen verständnisvollen Arbeitgeber zu haben und die Möglichkeit sich zu arrangieren. Gerade in Führungspositionen ist Teilzeitarbeit jedoch wenig verbreitet. Das liegt nicht nur am Unwillen der Arbeitgeber, sondern vor allem auch an Problemen bei der Umsetzung und an der mangelnden Förderung talentierter Frauen.

HR Campus legt Wert darauf, dass Frauen in Führungspositionen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht wird. Zwei unserer Mütter erzählen von ihren Erfahrungen und was ihre Geheimnisse für ein erfolgreiches Gelingen von Führungsposition und Teilzeitarbeit sind.

Ohne flexible Arbeitszeiten geht es nicht

Martina Nietlisbach leitet das Talentmanagement-Team bei HR Campus und arbeitet an zwei festgelegten Tagen pro Woche. Ihr hilft diese klare Regelung. So wissen vor allem auch Teamkolleginnen und -kollegen, wann sie arbeitet und erreichbar ist. Bei der Zusammenarbeit mit Kunden ist diese Regelung nicht immer ganz einfach umzusetzen. So müssen für Kundentermine oder wichtige Anliegen manchmal Ausnahmen gemacht werden. Wichtig in ihrer Führungsposition als Teilzeitarbeitende, ist für Martina unter anderem, dass die Stellvertretungen klar geregelt sind, damit dringende Anfragen sofort bearbeitet werden. Ihr Team sei ausserdem sehr selbstständig, was ihr die Teamleitung vereinfacht.

HR Campus pflegt auch ein sogenanntes «Gotti/Götti-System», was bedeutet, dass bei allgemeinen Fragen nicht direkt die Teamleitung gefragt werden muss, sondern sich untereinander geholfen wird. Sie schätzt auch, dass ihr Team sehr verständnisvoll ist, da bis auf eine Person alle selbst Teilzeit arbeiten. Für Martina hängt aber die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit stark vom Job und dem Team ab, somit sei dieses Konzept nicht für alle geeignet. Martina ist HR Campus dankbar dafür, dass sie die Teamleitung behalten konnte, als sie ihr Pensum reduzierte, und dass ihr die nötige Flexibilität entgegengebracht wird. Allerdings arbeitet sie auch bereits seit zwölf Jahren für HR Campus und kennt die Kultur und das Unternehmen sehr gut. Dieses vertraute Verhältnis trägt für Martina stark dazu bei, dass dieses Arbeitsmodell für beide Seiten funktioniert. Wenn man Martina zuhört, spürt man, dass eine akribische Planung sehr wichtig ist, und ein privates Netzwerk, wie Eltern oder Partner, die in Not- oder Ausnahmefällen einspringen können, unabdingbar ist.

Da bleibt einem die Frage, was aber alleinerziehende Mütter, die kein Netzwerk an Verwandten um sich haben, tun. Hier könnten Unternehmen mehr Unterstützung leisten. Martina sieht hier eine Marktlücke: «Toll wäre eine Notfallkinderkrippe direkt im Unternehmen. Dann könnte ich, wenn zum Beispiel unplanmässig ein wichtiges Meeting ansteht, meinen Sohn einfach zur Arbeit mitnehmen und wüsste, er wäre für diese Zeit betreut.» Martina räumt jedoch ein, dass eine berufliche Entwicklung nicht mehr wie gewünscht stattfinden kann, da sie ab und an zurückstecken muss. Als Teilzeitmitarbeitende kann sie nicht mehr dieselben Themen wie zuvor übernehmen, sondern eher Kompetenzen, die nicht eilen.

Auf Grossprojekte muss sie als Mami vorerst ganz verzichten, diese zu koordinieren wäre zu kompliziert. Jedoch sind ihre persönlichen Prioritäten klar gesetzt: «Die drei Tage mit meinem Kind sind mir einfach so wichtig, dass ich gut damit zurechtkomme.» Für andere Frauen hat Martina folgenden Rat: «Frauen sollten sich einsetzen und selbst verlangen, was sie wollen. Oftmals stufen sich Mütter selbst herab und lassen sich in ein altmodisches Frauenrollenbild drücken. Das ist einfach nur schade und unnötig!» Ausserdem seien Vorreiterinnen sehr wichtig. Gibt es bereits Frauen, die Teilzeit arbeiten und Führungspositionen innehaben, baut dies Hemmungen ab, einerseits für andere Frauen, aber auch für das Unternehmen selbst. Wie das Leben von Martina zeigt, sind vor allem flexible Arbeitszeiten wichtig, dies gilt für beide Elternteile. So profitiert zum Beispiel auch Martina von der Flexibilität ihres Mannes, der seine 90 % auf vier Tage verteilen und seine Tage in Notfällen auch umdisponieren kann.

Unternehmen müssen Initiative zeigen

Eliane Hofer leitet ihrerseits die gesamte Personalabteilung für HR Campus und arbeitet an drei Tagen pro Woche. Sie achtet zusätzlich darauf, dass sie nie länger als einen Tag abwesend ist, da die meisten Aufgaben, einen Tag warten können. Auch für Eliane ist die frühzeitige Organisation, die klare Absprache und Aufteilung der Arbeit innerhalb des Teams das Wichtigste. Eliane schätzt ausserdem, dass ihr mit Verständnis begegnet wird, wenn sie ausnahmsweise Arbeitstage verschieben muss, dass ihre Freitage respektiert werden und sie bloss in dringenden oder wichtigen Situationen in der Freizeit angerufen wird. Entscheidend für das Gelingen von Elianes Doppelfunktion sind auch die flexiblen Arbeitsmöglichkeiten wie Gleitzeiten oder von zu Hause aus zu arbeiten, die ihr HR Campus anbietet.

Für Eliane stehen ihre Kinder klar an erster Stelle, so ist ihr der Austausch mit der Betreuungsperson sehr wichtig. Sie muss ihr vertrauen können und ihre Kinder müssen sich in erster Line wohlfühlen, damit sie mit einem guten Gewissen zur Arbeit fahren kann. «Sehr wichtig ist es, wenn immer möglich eine flexible Person zu organisieren, sei es eine Nanny, jemanden aus der Familie oder bei der Aufteilung mit dem Mann.» Den Müttern wird in ihrer Doppelfunktion viel abverlangt, das zeigte sich auch im Gespräch mit Eliane. Eine Führungsposition als Mutter sei streng, da beide Welten sehr unterschiedlich sind und genauso die jeweiligen Anforderungen. Sie schätzt aber die Abwechslung sehr und ihr gefallen diese Herausforderungen. Die Ansprüche seien zwar sehr unterschiedlich, doch lerne man beides mehr zu schätzen. Eliane erzählt davon, dass sie die Zeit mit der Familie umso intensiver nutzt und geniesst, aber sie schätzt auch, dass sie nach wie vor ihr Können und Wissen anwenden darf.

Für Eliane bedeutet Zeit mit der ganzen Familie Erholung und das gibt ihr neue Kraft. Eliane wünscht sich mehr Initiative durch die Unternehmen selbst: «Ich würde mir von Unternehmen mehr Offenheit und Mut mit Teilzeitarbeit und Anstellung von Müttern wünschen. Ausserdem sollte auch die Einführung von Arbeitszeitmodellen wie Jobsharing geprüft werden.» Unternehmen sollten folglich für beide Geschlechter flexible Arbeitszeiten anbieten und bewusst Frauen fördern und ihnen Möglichkeiten zu Führungspositionen aufzeigen. Mehr Gleichstellung würde sich positiv auf das gesamte Unternehmen auswirken, so glaubt auch Eliane: «Ich denke, dass die Mitarbeitenden motivierter sind, wenn beide Geschlechter in Führungspositionen vertreten sind oder beide die Chance haben, neue Entwicklungsschritte zu gehen.».

Publiziert am: 1. Oktober 2018

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